Kurier.at interviewt Venture Space Initiatoren
Venture Space: Crowd-Investoren als Business Angels
Was „Venture Space“ von anderen Investment-Optionen abhebt, erklären Michael Lipper, Head of Investment Management bei CONDA und ChristianTiringer, Mitbegründer und Partner bei ARAX Capital Partners, im Interview.
kurier.at: Bei „Venture Space“ handelt es sich um eine neue, gemeinsame Investment-Initiative von CONDA und ARAX Capital Partners. Was kann man sich darunter vorstellen?
Michael Lipper: Mit „Venture Space“ bekommen Investoren erstmalig die Möglichkeit, sich mit verhältnismäßig kleinen Beträgen an einer Vielzahl von Wachstums-unternehmen zu beteiligen. Die Crowdinvestoren bauen sich über drei Jahre gemeinsam ein Portfolio an bis zu 20 Unternehmen auf und können sich somit breit diversifizieren. Dabei entscheiden die Investoren welche Unternehmen finanziert werden. CONDA und ARAX liefern Marktzugang, Know-how und wickeln die Investments ab.
Christian Tiringer: Die Investoren haben ähnlich wie Business-Angels die Möglichkeit zu entscheiden, welche Unternehmen eine Finanzierung erhalten. Darüber wird abgestimmt, die Mehrheit entscheidet. Natürlich schauen wir uns potenzielle Unternehmen für „Venture Space“ genau an und machen Vorschläge, doch auch die Investoren haben ein Vorschlagsrecht. In der Investorengruppe kann über die Entscheidung für oder gegen eine Unternehmensfinanzierung diskutiert werden.
Bei welchen Unternehmen werden denn Investments angestrebt und in welcher Höhe?
Michael Lipper: Im Fokus liegen Technologieunternehmen, die bereits ihr Produkt auf den Markt gebracht haben. Es wird in Unternehmen mit einem Mindestumsatz von 100.000 Euro investiert, somit in einer Phase, in der der Marktstart gut funktioniert hat und Kunden das Produkt kaufen. „Venture Space“ investiert durchschnittlich eine halbe Million Euro an Kapital pro Firma. Die Positionierung ist klar als Investor in Folgefinanzierungsrunden nach Business Angels, Crowdinvesting etc.
Christian Tiringer: Die ersten Investitionsmöglichkeiten wurden den Investoren bereits vorgestellt. Dies ist zum einen die Symvaro GmbH, diese entwickelt Apps und moderne Dienstleistungs-Software im Bereich von Wasser- und Abfallmanagement. Oder das Unternehmen Beerjet GmbH, das sich mit seinen patentierten Produkten im Bereich der automatisierten Ausschank von Bier bei Großevents etablieren konnte.
In welchen Ländern werden Investments getätigt?
Micheal Lipper: Wir sehen in Österreich derzeit einen Hype in der Start-up Szene und sehr positive Tendenzen auch bei aufstrebenden Wachstumsunternehmen. Das so wichtige private Beteiligungskapital ist allerding bei uns immer noch sehr knapp. Genau hier setzen wir an und füllen einen Teil der Lücke. Der Hauptfokus liegt also auf dem Heimmarkt Österreich. Wir haben allerdings auch ein breites Netzwerk im gesamten deutschsprachigen Raum und in einigen CEE-Ländern. Dort werden sich genauso spannende Investitionsmöglichkeiten für „Venture Space“ bieten.
Christian Tiringer: Ja, man muss ganz klar sagen: „Venture Space“ ist ein Investment in die heimische Wirtschaft, das den Wirtschaftsstandort Österreich stärkt, zur Wertschöpfung beiträgt sowie Arbeitsplätze sichert und v.a. neue schafft.
Wie viel Kapital muss man mindestens einsetzen, um bei „Venture Space“ dabei zu sein?
Christian Tiringer: Investiert wird in drei Tranchen in den ersten drei Jahren, also bis 2018. Im ersten Schritt sind es mindestens 1.000 Euro, bei den Tranchen zwei und drei sind mindestens 20 Prozent und maximal 300 Prozent der ursprünglichen Summe zu investieren. Daraus ergibt sich, rein theoretisch, ein Mindestbetrag von 1.400 Euro. In der Regel fallen die Investments deutlich höher aus. Bei ARAX beträgt die durchschnittliche Investmenthöhe 15.000 Euro. „Venture Space“ ist ideal, wenn man sich dem Thema Venture Finanzierung einmal nähern möchte.
Wie ist das Modell „Venture Space“ aufgebaut und womit können die Investoren Geld verdienen?
Christian Tiringer: In den ersten drei Jahren erfolgen wie beschrieben die Investments in „Venture Space“ und in diesem Zeitraum wird auch ein Großteil des Kapitals nach und nach in die ausgewählten Unternehmen investiert. Das Ziel ist es, die erworbenen Anteile mit entsprechender Wertsteigerung nach einigen Jahren wieder zu verkaufen, wodurch dann Gewinne ausgeschüttet werden können. Sobald der erste „Exit“ erfolgt, wird auch ausgeschüttet.
Im Idealfall bekommen die Investoren hohe Renditen, doch eine Garantie für das eingesetzte Kapital gibt es nicht. Wie groß ist das Risiko?
Michael Lipper: Das Risiko wird auf jeden Fall breit gestreut, die Diversifikation ist durch die Beteiligung an bis zu 20 Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen definitiv gegeben. Bei manchen der Beteiligungsunternehmen werden außerdem zusätzlich Crowdinvesting-Kampagnen mit Drittinvestoren durchgeführt, wodurch das Kapital der „Venture Space“ Investoren zusätzlich gehebelt wird. Hier steht nicht nur das zusätzliche Kapital im Vordergrund, sondern auch die Reichweiten die bei Crowdinvesting-Kampagnen erzielt werden.
Das Projekt läuft seit Ende September. Wie ist die Resonanz bisher?
Michael Lipper: Sehr positiv. Bisher wurden über 400.000 Euro eingesammelt. Bis Mitte November kann man sich auf www.conda.at/startup/venture-space beteiligen bzw. weitere Informationen in einem persönlichen Gespräch erfahren. Über alle drei Finanzierungstranchen zusammen ist unser Ziel zehn Millionen Euro.
(Yvonne Widler, Kurier.at, 2016)